Wesselburener Ausgabe

Wesselburener Ausgabe

Die Hebbel-Gesellschaft sieht eine ihrer wichtigsten Aufgaben in der historisch-kritischen Neuausgabe von Hebbels Werken, um damit die inzwischen über hundert Jahre alte Ausgabe von Richard Maria Werner (vgl. Auswahlbibliographie) zu ersetzen.
Diese „Wesselburener Ausgabe“ konnte 1999 mit der Edition von Hebbels Briefwechsel begonnen werden.

Friedrich Hebbel. Wesselburener Ausgabe. Briefwechsel 1829-1863. Historisch-kritische Ausgabe in 5 Bänden.
1999 • ISBN 978-3-89129-599-1
5 Bände, insgesamt 3920 Seiten; Leineneinband, Lesebändchen, im Schuber; EUR 491,- (nur geschlossen beziehbar). Iudicium Verlag München.

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Gliederung der Ausgabe:

  • Band I: 1829-1848 / Briefe Nr. 1-648 / XX / 1085 Seiten / Bearbeitet und herausgegeben von U. HENRY GERLACH
  • Band II: 1849-1853 / Briefe Nr. 649-1342 / XXI / 730 Seiten / Bearbeitet und herausgegeben von HERMANN KNEBEL
  • Band III: 1854-1859 / Briefe Nr. 1343-2089 / XXII / 845 Seiten / Bearbeitet und herausgegeben von OTFRID EHRISMANN
  • Band IV: 1860-1863 / Briefe Nr. 2090-2880 / XXIII / 783 Seiten / Bearbeitet und herausgegeben von HARGEN THOMSEN
  • Band V: Register und Nachträge / VII / 384 Seiten / Bearbeitet und herausgegeben von GÜNTER HÄNTZSCHEL und HERMANN KNEBEL

Friedrich Hebbel, der das Briefeschreiben zu den minderen schriftstellerischen Arbeiten zählte, hebt selber weniger die literarische Qualität als vielmehr den pragmatischen Wert der Korrespondenz, die die "ganze sociale und politische Welt" (Brief vom 28. Mai 1863 an Julius Campe) umfaßt, in den Vordergrund.

Gut drei Jahrzehnte, gruppiert um die Mittelachse des 19. Jahrhunderts, reflektiert in einer kompakten Korrespondenz mit beinahe 400 Briefpartnern: in einem solchen Spiegel bündelt sich exemplarisch die Umbruchzeit zwischen 1830 und 1860, deren Retardationen und Antizipationen Hebbels Lebenskreis, seine Persönlichkeit und sein Werk gleichermaßen durchziehen.

Die Wesselburener Ausgabe von knapp 2900 Briefen enthält etwa 320 bisher unbekannte Briefe, davon 50 von und 270 an Hebbel. Allein schon diese Funde verändern das Gesamtbild der Überlieferung, denn eine ernsthafte Forschung ist ohne Berücksichtigung dieser erweiterten Datenbasis nicht denkbar.

Aus Rezensionen:
„… fällt die Besprechung ganz anders aus. Sie ist voll des Lobes. Sie rühmt eine philologische und literarhistorische Großtat. Ja, sie freut sich geradezu, dass die – entgegen anders lautenden Urteilen – bedeutende Korrespondenz eines großen, wiewohl heute weitgehend vernachlässigten Dichters endlich umfassend und in zuverlässiger Form, dazu vorzüglich kommentiert und registermäßig erschlossen zu lesen ist.“ (Ludger Lütkehaus, Süddeutsche Zeitung, 22. April 2000)

„Kein Bildungs- oder Künstlerroman kann es mit Hebbels Briefen aufnehmen, die die Geschichte dieses scheinbar aussichtslosen Künstlertums exekutieren. (…) Den Weg von Wesselburen auf den Wiener Olymp führt jetzt die neue historisch-kritische Ausgabe von Hebbels Briefwechsel monumental vor Augen. Die editorische Großtat verdient höchstes Lob. Die Hebbel-erprobte Herausgebergruppe hat in erstaunlich kurzer Zeit ganze Arbeit geleistet.“ (Hans-Jürgen Schings, Frankfurter Allgemeine, 2. November 1999)

"And now this splendidly edited five-volume edition of his entire correspondence allows an appreciation of Hebbel as a great letter-writer and of the high quality of letters he was fortunate enough to receive. This edition provides an extremely colourful biography of this fullblooded writer, with his Dickensian stamina and Sophoclean sense of tragedy." (Rüdiger Görner, Times Literary Supplement, 13. Oktober 2000)

„Die vorliegende Ausgabe markiert einen Einschnitt in der Hebbel-Forschung und wird für die nächsten Jahrzehnte das verbindliche opus magnum der Forschung sein, erlaubt sie doch nicht nur auf breiter Materialbasis einen neuen Zugriff der Wissenschaft auf Friedrich Hebbel, sondern sie verweist auch auf interdisziplinäre Forschungsfragen der Kulturwissenschaften und auf die editorischen Aufgaben, die nun auch für die Werke und Tagebücher Hebbels neu gestellt werden müssen.“ (Thomas Neumann, Zeitschrift für Germanistik 3/2000)

Inzwischen wurde mit den Vorbereitungen zu einer historisch-kritischen Ausgabe der Tagebücher begonnen. Diese Arbeit wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Geleitet wird das Projekt von der Präsidentin der Hebbel-Gesellschaft, Prof. Dr. Monika Ritzer, Universität Leipzig. Kooperationspartner: Dr. Hermann Knebel, Universität Kiel. Mitarbeiter: Dr. Hargen Thomsen, Dr. des. Maike Schmidt. Wissenschaftliche Hilfskräfte: Matthias Grüne, Uwe Maximilian Korn, Julia Seebert.

Die Ausgabe soll bis 2013 fertiggestellt werden. Sie entsteht wiederum in Zusammenarbeit mit dem Iudicium Verlag München.


Zur Neuedition der Tagebücher vgl.:
Hargen Thomsen: Friedrich Hebbels Tagebücher. Eine philologische Untersuchung. In: Hebbel-Jahrbuch 2009, S. 113-144.

herausgabetreffen
Herausgebertreffen in Leipzig (v.l.n.r.): Maike Schmidt, Hermann Knebel,
Hargen Thomsen, U. M. Korn, Monika Ritzer, Matthias Grüne, Julia Seebert.

Von den Cimberen und Teutonen, unseren Vorfahren, wird erzählt, daß sie sich in der Schlacht mit Eisenringen an einander ketteten. Das zeigt, daß sie uns glichen, daß sie sonst aus einander gelaufen wären.

Tagebuch, 20. Juni 1847